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Die weitreichenden Potenziale individualisierter Bewegungsförderung für krebskranke Kinder und Jugendliche sollten über den gesamten Zeitraum der Akuttherapie, in der Nachsorge und bei der Rückkehr in den Alltag genutzt und als Bestandteil der Normalität aufrechterhalten und gefördert werden. Dieser Artikel stellt beispielhaft für den Standort Münster Ergebnisse und Erfahrungen aus den letzten 5 Jahren sporttherapeutischer und sportpädagogischer Bewegungsförderung im kinderonkologischen Setting dar und liefert konkrete Zahlen über die Bewegungsumfänge, die erreichten Patienten sowie die Möglichkeiten und Grenzen eines derartigen Angebots.
Die Erfassung von Alltagsaktivitäten (activities of daily life, ADL) ist unerlässlich, wenn der Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Gesundheit aufgezeigt oder die Effizienz von Interventionen zur Steigerung der körperlichen Aktivität evaluiert werden soll. Derzeit existiert keine Methode, die präzise alle Formen der Alltagsaktivitäten erfassen kann. Diese Übersichtsarbeit beschreibt und vergleicht auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche moderne Messverfahren zur Erfassung körperlicher Aktivitäten im Alltag, bei der die Darstellung objektiver Verfahren einen Schwerpunkt bildet.
Subjektive Erhebungsmethoden wie Fragebögen und objektive Aktivitätsmonitore, zu denen Schrittzähler und Akzelerometer zählen, sowie kombinierte Verfahren von Akzelerometrie und Herzfrequenz, sind derzeit die gängigsten Methoden, Alltagsaktivitäten zu erfassen. Daneben existieren weitere Möglichkeiten wie Doubly Labeled Water, Kalorimetrie oder direkte Beobachtungen der Testperson, die als Goldstandard des Activity Assessments angesehen und zur Validierung oben genannter Verfahren genutzt werden können. Obwohl diese Methoden das größte Potential bei der Erfassung körperlicher Aktivitäten hinsichtlich der Messpräzision haben, muss bei der Auswahl der Erhebungsmethode angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten auch ihre Anwendbarkeit berücksichtigt werden. Die technischen Entwicklungen insbesondere im Bereich des Aktivitätsmonitorings machen eine ständige Auseinandersetzung mit seinen vielfältigen Möglichkeiten unerlässlich. Diese Übersicht soll für den Anwender eine Hilfestellung bei der Studienkonzipierung darstellen.
Tumorerkrankungen im Kindes- und Jugendalter haben während der Akuttherapie und darüber hinaus einen signifikanten Einfluss auf das Aktivitätsniveau und den Knochenstoffwechsel. Dieser Beitrag untersucht, inwiefern bewegungstherapeutische Interventionen das Aktivitätsniveau und damit auch die Entwicklung der Knochendichte während der Akuttherapie von Patienten mit Knochentumoren der unteren Extremität beeinflussen können. 21 Kinder und Jugendliche im Alter von 13,6 Jahren konnten in die Untersuchung aufgenommen werden und wurden einer Interventions- (IG, n=10) oder einer Kontrollgruppe (KG, n=11) zugeordnet. Sämtliche Patienten erhielten die standardisierte physiotherapeutische Behandlung. Der IG wurde zusätzlich ein Sportprogramm angeboten, das an jedem zweiten Tag während der Akuttherapie absolviert werden sollte. Die Knochendichte der Lendenwirbelsäule und des nicht betroffenen Schenkelhalses wurde mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) während der Lokaltherapie, sowie nach sechs und nach zwölf Monaten erfasst. Die Alltagsaktivitäten wurden zeitgleich nach sechs und zwölf Monaten im heimischen Umfeld objektiv mit einem Beschleunigungsaufnehmer über einen Zeitraum von sieben Tage erhoben. In beiden Patientengruppen wurde während der Akuttherapie eine deutliche Reduktion der Knochendichte beobachtet. Im Gruppenvergleich zeigten sich in der Entwicklung der Knochendichte zwischen den Messzeitpunkten kleine bis große Effekte zugunsten der bewegungstherapeutischen Intervention. Zudem weist die Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe durchweg signifikant höhere Alltagsaktivitäten (durchschnittliche Schrittzahl pro Tag und Phasen hoher körperlicher Aktivität) auf. Die Ergebnisse belegen die Durchführbarkeit und den Nutzen eines therapiebegleitenden Sportprogramms für Kinder und Jugendliche während der Akutphase der Behandlung einer Knochentumorerkrankung der unteren Extremität.
Zur Bestimmung der Messgenauigkeit handelsüblicher Bewegungssensoren wurden ein Akzelerometer und acht Pedometer von Schulkindern und jungen Erwachsenen unter kontrollierten Bedingungen und unter Alltagsbedingungen im Rahmen einer 24-stündigen Aktivitätsmessung getragen. Die präzisesten Ergebnisse unter kontrollierten Bedingungen wurden mit einem piezoelektrischen Pedometer erzielt. Die absoluten Abweichungen (Median) lagen für diesen Schrittzähler bei den Kindern zwischen 0,2 und 1,0%, bei den Erwachsenen zwischen 0,2 und 1,4%. Die absoluten Abweichungen für den Akzelerometer lagen zwischen 0,8 und 3,1% für die Schulkinder sowie zwischen 0,6 und 3,2% für die Erwachsenen. Die Messpräzision stieg unter kontrollierten Bedingungen mit zunehmender Bewegungsgeschwindigkeit an. Besonders bei den Schulkindern wiesen einige Schrittzähler mit Pendelarm-Mechanismus hohe absolute Abweichungen von über 50% auf. Die Unterschiede unter Alltagsbedingungen verdeutlichen, dass Schrittzahlangaben diverser Monitore nicht direkt miteinander verglichen werden können. In jedem Fall sollten Schrittzähler vor ihrem Einsatz in wissenschaftlichen Untersuchungen auf Gütekriterien wie Validität und Reliabilität gestestet werden.