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Die heutige Art des Wirtschaftens überschreitet die natürliche Tragfähigkeit der Erde bereits in vielen Bereichen. Diese Entwicklungen werden nicht nur zu gesell-schaft¬lichen Verwerfungen, sondern auch zu dramatischen volkswirtschaftlichen Kosten führen. Eine besondere Bedrohung stellt hierbei der Klimawandel dar. Die Folgen werden immer häufiger auch in Europa sichtbar: Sommer sind geprägt von Hitze, Trockenheit und Waldbränden. Das ist nicht nur mit viel Leid für Mensch und Umwelt verbunden, sondern auch mit hohen ökonomischen Kosten. Für 2022 liegen noch keine Schätzungen vor, jedoch haben nach einer aktuellen Studie von prognos die beiden heißen Sommer 2018 und 2019 und die Sturzfluten und Überschwemmungen im Juli 2021 in Deutschland Kosten von mehr als 80 Mrd. € verursacht (vgl. Trenczek et al. 2022). Es ist unter Expert:innen unumstritten, dass dies nicht der letzte heiße Sommer gewesen ist. Der Hitzetrend soll laut Generalsekretär der World Meterological Organisation (WMO) bis mindestens 2060 anhalten, selbst wenn die internationalen Klimaschutzziele erreicht werden (vgl. WMO 2022). „This heatwave is the new normal“ konstatierte Petteri Taalas am 29.07.2022 auf einer Pressekonferenz (vgl. WMO 2022).
Um das Problem nicht noch zu verschärfen, ist ein energisches Umsteuern bei der Verbrennung fossiler Energieträger notwendig. Wirtschaftswachstum und die Emission von Treibhausgasen müssen voneinander entkoppelt werden. Die Politik hat dieses Problem seit Jahrzehnten erkannt und auch bereits Klimaschutzmaßnahmen ergriffen. Im Jahr 2021 hat sich die EU zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden (Art. 4 VO (EU) 2021/1119), Deutschland möchte dieses Ziel sogar bis 2045 erreichen (§3 KSG). Allerdings müssen entsprechenden Verordnungen und Gesetzen auch ausreichende Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele folgen. Einerseits stellt der Ukrainekrieg und die damit verbundene Knappheit von fossilen Energieträgern eine Chance zur Transformation unseres Energiesystems dar, andererseits lässt die Notwendigkeit einer stabilen Energieversorgung Klimaschutzbemühungen in den Hintergrund rücken.
In diesem Beitrag prüfen wir, ob in Deutschland und der EU 27 eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen (THGE) im Zeitraum von 1995 bis 2020 gelungen ist. Zudem werden wir zeigen, welche Bedingungen notwendig sind, um Klimaneutralität bis 2045 (Deutschland) bzw. 2050 (EU 27) zu erreichen. Eine besondere Rolle spielt hier der technische Fortschritt.
Beim Aufbau orientieren wir uns an fünf, aufeinander aufbauenden Fragestellungen zur Klimaneutralität: „Wovon sprechen wir?“ (Kap. 2). „Wo stehen wir?“ (Kap. 3), „Wo müssen wir hin?“ (Kap. 4), „Wie kommen wir da hin?“ (Kap. 5) und „Wie wird das konkret umgesetzt?“ (Kap. 6). In Kapitel 7 fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und geben einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen „Was lernen wir daraus?“.